Mondbeobachtung

Die Größe des Mondes wird häufig überschätzt, da er sehr hell erscheint. Mit einem Durchmesser von einem halben Grad, was nicht einmal der Dicke eines Daumens entspricht, wenn man den Arm ausstreckt, ist er dennoch recht klein. Außer den Mondmeeren können Sie mit bloßem Auge nur wenig auf seiner Oberfläche erkennen, mit steigender Vergrößerung offenbart er immer mehr Krater, Schluchten und Wälle. Auch mit einem nur schwach vergrößernden Fernglas ist bereits einiges zu erkennen, obwohl der Mond selbst bei zehnfacher Vergrößerung noch recht klein erscheint.

Die meisten Details zeigen sich an der Grenze zwischen der hellen Tagseite und der dunklen Nachtseite des Mondes, dem so genannten Terminator. In dieser Gegend herrscht Dämmerung, sodass die Sonne niedrig über dem Mondhorizont steht und die Berge lange Schatten werfen. Dort wo die Sonne höher über dem Horizont steht, sind die Schatten entsprechend kürzer, und der Kontrast fehlt. Der selbe Effekt lässt sich leicht mit einem Teppichboden und einer Lampe nachvollziehen: Wenn Sie den Teppich von oben beleuchten, erscheint er strukturlos, während bei flachem Lichteinfall jede Fussel und jede Erhebung deutlich zu erkennen ist. Vollmondnächte gehören daher aus astronomischer Sicht zu den langweiligsten Nächten: Einerseits überstrahlt der Vollmond die meisten lichtschwachen Himmelsobjekte, andererseits zeigt er selbst auch nur wenige Details! Lediglich die Strahlensysteme um einige Krater profitieren von der direkten Beleuchtung.

Der abnehmende Mond wenige Tage nach Vollmond. Das Mare Crisium ist an der Grenze zwischen Licht und Schatten deutlich zu erkennen.
Der abnehmende Mond wenige Tage nach Vollmond. Das Mare Crisium ist an der Grenze zwischen Licht und Schatten deutlich zu erkennen.

Der Anblick des Mondes ändert sich täglich, da der Terminator langsam über die Mondoberfläche wandert und dabei ständig neue Strukturen aus der Finsternis auftauchen. Die zerklüftete Oberfläche wird dabei besonders deutlich, wenn die Gipfel hoher, beleuchteter Kraterwälle in die dunkle Hälfte des Mondes hineinragen. Außerdem zeigt der Mond uns nicht immer exakt die selbe Seite: Durch eine Pendelbewegung, die so genannte Libration, ist es möglich, einen Blick „über den Mondrand hinweg“ zu werfen. Je nach Stellung tauchen einige Strukturen am Rand auf oder verschwinden hinter ihm. Insgesamt sind so über einen längeren Zeitraum hinweg 59 Prozent der Mondoberfläche statt nur 50 Prozent beobachtbar.

Die schmale Mondsichel, die kurz vor und nach Neumond zu beobachten ist, ist aus mehreren Gründen reizvoll. Einige Beobachter machen aus der Jagd nach der Mondsichel einen regelrechten Sport: Wer kann sie als erster erkennen? Die besten Chancen hat man von der Nordhalbkugel aus in den Monaten Juli und August. In diesen Monaten steht die Ekliptik steil am Himmel, damit kann der Mond ebenfalls etwas höher am Himmel stehen und verschwindet erst später im Horizontdunst.

In den ersten zwei bis drei Tagen vor und nach Neumond lässt sich auch das aschgraue Mondlicht beobachten. Dabei handelt es sich um Sonnenlicht, das von der Erde reflektiert wird und die Nachtseite des Mondes erhellt. Durch die Verschmutzung der Erdatmosphäre und vermehrte Wolkenbildung ist es in den letzten Jahren immer auffälliger geworden.

Wenn Sonne und Mond gleichzeitig am Himmel stehen beziehungsweise die Sonne erst vor kurzem untergegangen ist, kann man außerdem sehr schön nachvollziehen, warum wir auf dem Mond die Tag- und Nachtgrenze erkennen können und wie seine Phasen entstehen.

An der Grenze von Licht und Schatten zeigt der Mond die meisten Details.
An der Grenze von Licht und Schatten zeigt der Mond die meisten Details.

Mondfinsternisse lassen sich ebenfalls sehr gut im Fernglas mitverfolgen, ebenso wie Sternbedeckungen. Letztere finden ständig statt, lassen sich aber nur bei helleren Sternen beobachten, die nicht durch den Mond überstrahlt werden, bevor sie auch nur in die Nähe des Mondes kommen. Dabei verdeckt der Mond einfach nur weiter entfernte Sterne, was seine rasche Bewegung am Himmel deutlich macht. Besonders reizvoll sind streifende Sternbedeckungen, die sich aber immer nur von eng begrenzten Gegenden aus beobachten lassen – wenn man sich bei der Berechnung oder der Wahl des Beobachtungsortes um ein paar Kilometer vertan hat, wird der Stern entweder nicht verdeckt oder verschwindet vollständig hinter dem Mond. Vom richtigen Standort aus kann man erkennen, wie der Stern immer wieder zwischen den Berggipfeln am Mondrand auftaucht, was allerdings nur bei der höheren Vergrößerung eines Teleskops deutlich sichbar wird. Vor allem der plötzliche Ein- oder Austritt eines hellen Sterns an der dunklen Seite des Mondes ist auch in einem Fernglas problemlos zu beobachten. Besonders imposant sind außerdem die selteneren Bedeckungen eines Planeten durch den Mond, die die Größenverhältnisse eindrucksvoll demonstrieren.

Da sowohl die Planeten als auch der Mond nahe der Ekliptik stehen, kommt es immer wieder zu mehr oder weniger nahen Begegnungen des Mondes mit einem oder mehreren Planeten, was ebenfalls einen reizvollen Anblick bietet. Auch einige Sternhaufen liegen nahe der Mondbahn. Am bekanntesten sind wohl die Plejaden und die Hyaden im Sternbild Stier, die das „Goldene Tor der Ekliptik“ bilden. Man muss den Mond schon selbst einmal in der Nähe der Plejaden gesehen haben, um zu glauben, dass dieser offene Sternhaufen ausgedehnter ist als der Mond.

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