Richtiges Beobachten

Der Ort, von dem aus man beobachtet, trägt wesentlich zur Freude an der Beobachtung bei. Natürlich  sollte der perfekte Beobachtungsplatz möglichst dunkel sein – also möglichst fern von der Lichtglocke benachbarter Städte, aber auch nicht in der Nähe von Straßen. Das Auge benötigt etwa 20 Minuten, um sich einigermaßen an die Dunkelheit anzupassen, und erst nach etwa einer Stunde ist die vollständige Dunkeladaption erreicht. Ein vorbeifahrendes Auto mit Fernlicht genügt, um die Dunkeladaption wieder zunichte zu machen. Außerdem sollten Sie nicht mitten auf Feldwegen beobachten, da manche Autofahrer gerne Feldwege nutzen, um nach einem Kneipenabend an Polizeikontrollen vorbei nach Hause zu fahren.

Der ideale Beobachtungsplatz sollte aber vor allem nahe sein – wenn man eine kleine Weltreise zum idealen Standort vor sich hat, ist die Hemmschwelle viel höher als beim heimischen Garten.
Für astronomische Beobachtungen sollten Sie nach Möglichkeit immer ein Stativ benutzen, da es fast unmöglich ist, ein Fernglas über längere Zeit ruhig zu halten. Spätestens ab zehnfacher Vergrößerung macht sich das Zittern bemerkbar. Sie können jedoch auch Großferngläser einige Zeit überraschend ruhig halten, wenn Sie sie nicht wie üblich in der Mitte anfassen, sondern sie statt dessen kurz hinter dem Objektiv halten und die Augenmuscheln unterhalb der Augen aufsitzen lassen. Wenn Sie noch die Ellenbogen auf einem Pfeiler oder einem Autodach abstützen, sind auch ohne Stativ kürzere Beobachtungen mit hoher Vergrößerung möglich.
Um ein Objekt zu finden, müssen Sie sich zuerst einmal am Himmel orientieren – wo steht es und was sehe ich im Fernglas? Die übliche Methode, ein Ziel zu finden, ist das Star-Hopping. Dabei springt man von einem markanten, hellen Stern oder Sternmuster, das man leicht finden kann, über schwächere Sterne hin zu seinem Ziel.
Unauffällige, lichtschwache Objekte springen dabei nicht sofort in das Auge. Hier gibt es zwei Trick, die helfen. Ein leichtes Wackeln mit dem Fernglas kann helfen, da unser Auge auf die Beobachtung sich bewegender Dinge optimiert ist. Wenn ein schwacher Lichtfleck dann etwas durch das Bild tanzt, können Sie ihn manchmal besser wahrnehmen. Im Normalfall sollten Sie das Fernglas jedoch möglichst ruhig halten.

Eine bewährte Methode ist das indirekte Sehen. Der Trick besteht hier darin, am Ziel vorbeizusehen. Im Zentrum des Auges befinden sich die für das Farbensehen zuständigen Sinneszellen, die jedoch erst auf höhere Lichtintensitäten reagieren. Am Rand des Sehfeldes liegen Sinneszellen, die nur Hell und Dunkel unterscheiden können, aber auch schon auf schwächeres Licht reagieren. Bei indirektem Sehen beobachtet man mit diesem Randbereich der Netzhaut und kann auch dunklere Objekte wahrnehmen.

Wenn ein Objekt gefunden ist, können Sie es beobachten – welche Details sind wahrnehmbar? Ist nur ein schwacher, undefinierter Lichtfleck erkennbar oder zeigt er Strukturen? Sind einzelne Sterne zu erkennen und bilden sie Muster? Erst im Lauf der Zeit gewöhnt man es sich an, auf solche Details zu achten, die manchmal nur im Vergleich mit anderen Objekten der selben Klasse auffallen. Daher lohnt es sich auch, ein kleines Beobachtungsbuch zu führen, um zu notieren, welche Objekte man unter welchen Sichtbedingungen beobachtet hat und wie sie aussehen. Ein kleines Notizbuch genügt bereits, um im Lauf der Jahre festzustellen, wie sich ihre Beobachtergabe verbessert. Für den Einstieg ist am Ende dieses Buches Platz, um ihre Beobachtungen festzuhalten.

Um den Spaß an der Beobachtung nicht zu verlieren, ist es auch sinnvoll, sich ein Ziel zu setzen. Egal, ob Sie möglichst viele Kugelsternhaufen oder weit entfernte Objekte beobachten wollen, ob Sie lieber Kleinplaneten oder veränderliche Sterne jagen oder ob Sie die Grenzgröße ihres Geräts ausreizen wollen oder auch nur einen Überblick über unseren Kosmos gewinnen wollen – ein erreichbares Ziel ist eine wichtige Motivation.

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