Die Jungfrau ist das zweitgrößte Sternbild und dank der 1,0m hellen Spica gut zu finden. Die vielen Galaxien des 65 Millionen Lichtjahre entfernten Virgo-Haufens sind schwieriger zu beobachten und stellen auch für erfahrene Beobachter eine Herausforderung dar. Besitzer großer Teleskope finden in der Jungfrau fünf Grad nördlich von γ Virginis auch den hellsten bekannten Quasar, der als Sternchen 13. Größe erscheint.
RV Virginis ist ein Veränderlicher vom Mira-Typ mit einer extrem kurzen Periode: Nur rund 145,5 Tage liegen zwischen zwei Maxima. In dieser Zeit schwankt seine Helligkeit zwischen 6,2 und 12,0m. Solange er hell genug ist, kann man ihn 4,5 Grad südwestlich von Spica finden. Mira-Sterne sind alte, rote Riesensterne, die pulsieren. Mit dem Sterndurchmesser ändert sich auch die Helligkeit.
M49 ist die zweithellste elliptische Galaxie des Virgo-Haufens. Die 8 × 10 Bogenminuten große Galaxie ist 8,4m hell und im 7 × 50-Fernglas recht gut zu sehen. Sie steht 3,5 Grad südöstlich des 4,9m hellen ρ Virginis. M49 markiert das Zentrum der Virgo-Wolke, einer Untergruppe des Virgo-Galaxienhaufens.
M61 soll mit indirektem Sehen bereits im 7 × 35 zu erkennen sein, wenn der Himmel dunkel genug ist; im 10 × 50 ist der hellere Kernbereich der sechs Bogenminuten großen Face-On-Galaxie sichtbar. Die Galaxie befindet sich fünf Grad nördlich von η Virginis und ist 10,1m hell. Bei geringer Vergrößerung erscheint sie lediglich als nebliger Stern, der nicht erkennen lässt, dass man eine 110 000 Lichtjahre große und 36 Millionen Lichtjahre entfernte Balkenspirale beobachtet.
M84 und M86 bilden eines der bekannteren Galaxienpaare. Bereits im 10 × 50 lassen sie sich als zwei ovale Scheibchen mit je etwa fünf Bogenminuten Durchmesser erkennen. Sie befinden sich fünf Grad nordwestlich von ρ Virginis. M84 ist die westliche der beiden Galaxien und 39 Millionen Lichtjahre entfernt. Es handelt sich um eine elliptische Galaxie mit einer Gesamthelligkeit von 9,1m und einem Durchmesser von 100 000 Lichtjahren. Damit ist sie etwas kleiner und kompakter als die mit 8,9m eigentlich hellere M86 und besser zu erkennen, obwohl sie dunkler ist. M84 hat keine direkten Begleitgalaxien mehr. Wahrscheinlich ist sie vor langer Zeit mit ihnen verschmolzen, was ihre überdurchschnittliche Größe erklären würde.
Die wahrscheinlich 53 Millionen Lichtjahre entfernte M86 hat einen Durchmesser von 140 000 bis 175 000 Lichtjahren und ist eine Zwischenform aus einer elliptischen und einer Spiralgalaxie. M86 zeigt eine Blauverschiebung, kommt also auf uns zu. M84 und M86 sind 20 Bogenminuten voneinander entfernt, jede von ihnen hat etwa 3000 Kugelsternhaufen.
Die Sombrero-Galaxie M104 lässt bereits im 11 × 80 den Staubgürtel erahnen, der sich in der Äquatorebene dieser Edge-On-Galaxie befindet und dem sie ihren Namen verdankt. Kleinere Geräte zeigen unter guten Sichtbedingungen einen Nebelfleck, der zum Zentrum hin schnell heller wird. Die 8,0m helle Galaxie ist 8 × 3 Bogenminuten groß und befindet sich 5,5 Grad nordöstlich von η Corvi. Damit liegt sie fast 20 Grad südlich des Virgo-Haufens. Ob sie zu ihm gehört, ist unklar: Ältere Messungen ergaben eine Entfernung von 63 Millionen Lichtjahren, heute wird ihre Distanz nur noch mit 31 Millionen Lichtjahren angegeben. Im Jahr 1912 wurde bei ihr als erster Galaxie eine Rotverschiebung gemessen – elf Jahre, bevor die Entfernung der Andromedagalaxie M31 bestimmt und damit erstmals die Natur der Galaxien geklärt werden konnte.